Biokunststoffe
Die bessere Verpackung?
Kunststoffe sind allgegenwärtig und aus unserem Alltag gar nicht mehr wegzudenken. Doch leider bestehen diese aus Erdöl, wobei es sich um eine begrenzte Ressource handelt. Eine Alternative sollen Biokunststoffe bieten. Zumindest glauben das viele. In diesem Beitrag erklären wir, was Biokunststoffe eigentlich sind, gehen auf die Vor- und Nachteile von Biokunststoffen ein und zeigen euch, wie sie richtig entsorgt werden.
WAS MACHT KUNSTSTOFFE BIO?
Konventionelle Kunststoffe bestehen aus fossilen Rohstoffen, vor allem aus Erdöl. Um Biokunststoffe herzustellen werden nachwachsende Rohstoffe verwendet, zum Beispiel Pflanzenöle (Ölsaaten), Stärke (Mais, Zuckerrübe), Zellulose (Gräser, Bäume) oder Naturkautschuk.
Auf Verpackungen lassen sich immer häufiger die Worte „biologisch abbaubar“ finden. Diese Bezeichnung wird gerne genutzt, um Produkte umweltfreundlicher wirken zu lassen. In Wirklichkeit sagt das aber wenig über die Umweltauswirkungen aus. Um genau zu sein, ist nämlich alles biologisch abbaubar – angefangen bei einigen Wochen (Apfelschalen) bis hin zu tausenden von Jahren (konventionelles Plastik).
BIOBASIERT, BIOLOGISCH ABBAUBAR ODER KOMPOSTIERBAR?
In der Praxis wird sowohl unter „biobasiert“, „biologisch abbaubar“ als auch unter „kompostierbar“ ganz Unterschiedliches verstanden. Alleinstehend bieten diese Begriffe keine verlässlichen Informationen darüber, welche Auswirkungen sie auf die Umwelt haben, wie sie entsorgt gehören und ob sie auf den eigenen Komposthaufen dürfen. Eines vorweg: Für die getrennte Sammlung in Wien machen diese Begriffe keinen Unterschied. Aber was genau ist denn jetzt der Unterschied? Diese Begriffe sind klar definiert und in der europäischen Norm (EN 13432) festgehalten:
- Ein Stoff gilt als „biologisch abbaubar“, wenn innerhalb von 6 Monaten mindestens 90% abgebaut sind.
- Als „kompostierbar“ darf ein Stoff bezeichnet werden, wenn mindestens 90% bereits nach maximal 3 Monaten abgebaut sind.
- „Biobasiert“ hingegen bedeutet lediglich, dass die Kunststoffe vollständig oder nur teilweise aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Es sagt also nichts über die Abbaubarkeit oder Kompostierbarkeit aus.
Das heißt, nur, weil auf einem Produkt „bio“ oder „Biokunststoff“ draufsteht, bedeutet das nicht automatisch, dass der Kunststoff biologisch abbaubar oder aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Hier lohnt es sich, einen genaueren Blick auf das Produkt zu werfen.
ENTSORGUNG UND VERWERTUNG
Wo werden nun Verpackungen aus Biokunststoffen entsorgt? Hier gibt es eine einfache, eindeutige Antwort: In der Gelben Tonne, wie alle anderen Leichtverpackungen auch!
Biokunststoffe gehören nicht in die Wiener Biotonne, auch nicht, wenn sie zertifiziert kompostierbar sind. Das liegt unter anderem daran, dass der Wiener Kompost innerhalb von 8 bis 10 Wochen hergestellt wird und Biokunststoffe 12 Wochen brauchen, um sich zu 90% zu ersetzen. Außerdem bringen Biokunststoffe dem Kompost keinen Mehrwert: Sie zerfallen überwiegend zu Wasser und CO2 und bringen keine wertvollen Nährstoffe ein.
Eine kleine Ausnahme gibt es schon: Um euch die getrennte Sammlung des Bioabfalls zu erleichtern, dürfen nun auch biologisch abbaubare Knotenbeutel in die Biotonne. Da diese dem Kompost jedoch keinen Mehrwert bieten, sollten sie trotzdem am besten in die Gelbe Tonne. Wenn das Ausleeren des Sackerls aber schwierig oder unzumutbar ist, darf es mitsamt dem Biomüll in die Biotonne geworfen werden. Kompostierbare Kaffeekapseln und Teebeutel entsorge bitte im Restmüll.
Auch die Küchentonne eignet sich nicht für Biokunststoffe, deren Inhalte für die Biogaserzeugung genutzt werden. Hier könnten beispielsweise Folien, auch wenn sie biologisch abbaubar sind, die Leitungen und Rohre der Anlage verstopfen. Außerdem wird nach den gängigen Zertifizierungen nicht überprüft, wie sich die Stoffe unter anaeroben Bedingungen, also unter Bedingungen, wie sie in einer Biogasanlage zu finden sind, abbauen.
FAZIT: VOR- UND NACHTEILE
Auch wenn der Begriff „Biokunststoff“ umweltfreundlicher als ein konventioneller Kunststoff klingen mag, darf man sich nicht davon beirren lassen. Im Gegenteil: Biokunststoffe weisen im Vergleich nicht weniger Umweltauswirkungen auf. Biokunststoffe sind also ein komplexes Thema, wo es auf die Details ankommt.
Die wenigen Vorteile von Biokunststoffen haben wir hier nochmal zusammengefasst:
- Kaffeekapseln aus Aluminium sind in der Herstellung sehr schädlich für die Umwelt. Da kann es sich durchaus lohnen, auf Kapseln aus Biokunststoff umzusteigen, da diese in der Herstellung und Entsorgung weniger negative Auswirkungen auf die Umwelt haben.
- Wenn Kunststoffe biobasiert sind und somit aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sind, werden dadurch auch die begrenzten, fossilen Rohstoffe geschont.
Langfristig wäre es aber am besten, den Verpackungsmüll so weit wie möglich zu reduzieren. Denn: Der beste Müll ist immer noch der, der gar nicht erst entsteht!
Falls du noch weitere Fragen hast oder einfach neugierig auf weitere spannende Themen geworden bist, kannst du gerne durch weitere Blogbeiträge schauen oder beim Misttelefon (01 546 48) nachfragen.